Endlich ist es auch bei den Grünen Wiens angekommen. Über die Kurzparkzonen Regelung werden sie über kurz nicht mehr glücklich sein. Auch die Wiener SPÖ fragt sich offensichtlich ob diese Idee gut verkauft wurde. Können die paar Lerchen (das sind Frühaufsteher – also Spätnachmittags / Frühabends Parkplatzsuchende) genug Stimmen bringen? Wieviele Menschen haben wir da nun genau affektiert behandelt.
Im Orf Interview versucht die Vizebürgermeisterin Argumente zu finden. Die Idee das eine Abstimmung über Steuern immer negativ ausfallen muss wird mit dem generellen Unwillen zusätzliche Steuern zu akzeptieren abgetan. Auf die Idee das der Marketingschmäh von den tollen Vorteilen für diebetroffenen Wiener und einer fast schon zur „Gscherten“ Feindlichkeit verkommenen Angstmache vor Menschen die in einem Ballungsraum einpendeln müssen nach hinten los gehen kann ist von den beiden Wiener Stadtregenten wohl niemand gekommen. Betriebsblind oder ideologisch gefestigt. Auf jeden Fall dumm gelaufen. Wären sie mit der eigentlichen Problematik das es ein Haushaltsloch gibt das wir auch immer gestopft gehört ehrlich rausgerückt hätte man solche Frage natürlich zur Abstimmung bringen können. Das eigentliche Problem ist ja das anschwindeln und nicht die Kosten. Das sich durch Kurzparkzonen an einer Parkraumauslastung etwas ändert glauben wirklich nur ganz wenige. Sogar in der zugehörigen Studie sind Textstellen zu finden die „könnten“ beinhalten. Die Mehrheit der Bürger hat aber vom Wiener Defizit 2011 gelesen, und der Großteil der Wiener fragt sich zum teil berechtigt „Wo wor mei Leistung“.
Aber fassen wir mal zusammen welche negativen Auswirken man Kurzparkzonen „andichten“ kann. Das fehlt ja in der öffentlichen Kommunikation komplett und auch diverse Initiativen brüsten sich nicht gerade mit Kreativität.
Kurzparkzonen diskriminieren
- Einpendelnde Menschen aus dem Wiener Umland. Oftmals sind das gebürtige Wiener.
- Menschen die ausserhalb der KP Grenze wohnen
- Menschen die innerhalb und vor allem jene die knapp an einer KP Grenze wohnen
- Menschen die eine Arbeitsstelle in einem entfernten Bezirk angenommen haben, und die der ÖPNV nicht ausreichend versorgt
- Menschen die sich Kurparktickets nicht leisten können. Gerade in den Zielgebieten leben viele Menschen die eher am unteren Rand der Lohnspirale stehen
- Menschen die Kinder, Alte und Kranke betreuen und keine Zeit haben sich 2-3 Stunden im ÖPNV täglich zu bewegen
- Egal wie Lang oder breit ein Auto ist, es wird immer die selbe Gebühr fällig
- Kurzparkzonen gentrifizieren Gebiete. Ein Hinweis an wirtschaftlich weniger erfolgreiche hier jetzt wegzuziehen
- Parksherrifs die regelmässig im selben Distrikt wandeln geben einem das Gefühl von Blockwarterei. Ob es Menschenrechts und Verfassungs konform ist jemanden zu so einem Verhalten zu ermuntern, ihn dafür zu bezahlen ist natürlich eine Frage. Eine andere ob man sich in diesen Traditionen bewegen möchte.
- Ein System das systematisch Autokennzeichen erfasst, sammelt von Natur aus Daten die für Geheimdienste, Polizei und Finanzamt von Interesse sein können. Sicher auch schon benutzt wurden.
- Das System ist durch menschliche Präsenz und Durchführung anfällig für Korruption. Da kann man Teams durchmischen wie man will. Die Autos der „Freunde“ kennt man natürlich. Für Aussenstehende ist es nicht ersichtlich ob ein Auto ignoriert wird weil es einen elektronischen Parkschein gelöst hat oder aus einem anderen Grund.
Kurzparkzonen funktionieren gar nicht so wie präsentiert
- Durch die Möglichkeit mit dem Handy Tickets zu lösen, und fehlende Kontrolle der echten Stehzeit kommt es zu bezahlten Dauerparken unter Tags
- Einheimische bewegen ihr Auto nur sehr ungern, weil sie den Parkplatz nicht aufgeben möchten. Das führt dazu das Parkraum nicht mehr gut funktioniert weil Parkraum immer vom Kommen und Gehen lebt
- Es gibt einen ganz kleinen Zeitslot von ca 1h in der Früh und 1h am späten Nachmittag in der Heimkehrer leichter einen Parkplarz finden. 22h lang wird an der Problematik nichts geändert
- Viele Leute berichten von längeren Pendelzeiten (Natürlich nicht die Lerchen)
- In Kurzparkzonen findet man oft nur mehr in Ladezonen einen Parkplatz. Das ist zwar keine direkte Folge der Kurzparkzone sondern der Auslastung des Parkraums. zeigt aber sehr deutlich da fehlen generell Parkplätze
- Parkplatzsucher kreisen in einer Kurzparkzone genauso viel wie in jedem anderen Parkraum der überlastet ist
- Manche Spätheimkehrende werden in einer Kurzparkzone die gleichen „illegelan“ Parkplätze nutzen wie vorher auch. das hat mit der Auslastung zutun nicht mit der Art der Bewirtschaftung
- Egal wie man es dreht und wendet. Ein Auto fördert die Lebensqualität in Wien nur bedingt. Viele Menschen haben einen recht plausiblen Grund ein Auto zu besitzen. Autofahren bedeutet kreisen, im Stau stehen und ab und zu ein aufregendes Erlebnis mit einem Verkehrskollegen zu haben. Auf viele dieser Erlebnisse würden die Geschädigten aber gerne verzichten.
Die Studie ist sugestiv. Im Grunde auch unvollständig. Viele Kriterien einer wasserdichten Studie werden nicht eingehalten. Die vorliegende Fassung ist eher ein Teil eines Rentablitätsplans. Allerdings wird die konrekte Finanzberechnung natürlich vorenthalten.
- Die eingesetzen Grafiken suggerieren mit einem optischen Trick einen „grünen“ Effekt. Er ist nicht ganz nachvollziehbar, wenn man in andere Kurzparkzonen schaut. Auch ist auf der „grauen“ Seite die Datenlage anders. Daher unterstelle ich der Grafik das sie falsch ist, oder absichtlich manipulativ eingesetzt ist. Eine korrekte Darstellung könnte so aussehen:
- Weiters fehlt eine Grafik die die Belastung darzustellt. Die rote Farbe ist natürlich nicht manipulativ zu verstehen;
- Der sogeannten Studie fehlt die Analyse der Situation in Bezirken mit der KB-Regelung
- Alternative Szenarien werden gleich gar nicht erörtert
- Die Grenzziehung klammert recht mühsame Gebiete aus (bischen steil und oder Serpentinenartig) Vielleicht ist es auch nur ein Arbeitsrechtliches Problem.
- Sicherlich hat sich jemand zusammengerechnet wieviel Geld rauskommen müsste. Leider sind diese Informationen nicht in der Studie enthalten. Das wäre insofern wichtig um zu ergründen ob sich die Kurzparkzone überhaupt auszahlt. Immerhin muss man mit die Kontrolleurseinheiten kräftig aufstocken, um die neuen Gebiete abzudecken. Am Ende hat sich da die Wissenschaft oder der vereidigte Beamte verrechnet und das ist auch noch ein Minusgeschäft.
- Es wurde zwar die Auslastung erfasst nicht jedoch die „Autobevölkerung“. Man kann davon ausgehen das ein hoher Prozentsatz der KFZ gerne innerhalb von 2-3 Blöcken zu ihrer „gemeldeten“ Wohnung über Nacht parken möchten. Ein nicht ganz unerhebliches Kriterium, will man einen Parkraum den Bewohnern zur Verfügung stellen. Eine Analyse könnte nämlich dazu führen das man den Zeitraum der Zone weiter in die Nacht ausdehnen muss.
- Keine CO² Einsparungsberechnung, Fehlende UVP
- Technologie wurde nicht berücksichtigt. Österreichweite Synergieeffekte eines kollektiven Systems sind nicht beleuchtet
- Der in der Umgebung der Stadthalle erzielte Effekt wird benutzt. Klammert aber aus das es diesen auch nur um die Stadthalle herum geben kann. Woanders versuchen nicht 3 mal die Woche 2.000 bis 16.000 Menschen eine Veranstaltung zu besuchen. Durch die Dauereinrichtung der Zone dort kommt es auch zu Negativen Effekten für die Bevölkerung. Besuche bekommen dies Anrainer natürlich weniger, oft mit dem Hinweis das man dort nicht parken kann. Lustigerweise ist das zu Zeiten ohne Veranstaltungen gar nicht der Fall. Es ist also zu befürchten das die ansich verständliche und positive Massnahme in dem Grätzl dort durch eine Flächendeckende Regelung wieder zunichte gemacht wird.
Ansätze um die Diskussion zu beleben sollen:
- Gewinnorientert: Die Kurzparkzone auf ganz Wien auszudehen, und die Parkraumkapazitäten massiv aufzustocken (duale „Park“räume, Park&Ride Garagen komunalisieren)
- Bedarfsgerecht: Wenn Menschen ihre Lebensmittelpunkte (Wohnen, Arbeit, Kinder, Familie, Karitatives) belegen können Ausnahmen genehmigen
- Schwerpunktorientiert: Es gibt Gebiete in denen Kurzparkzonen Sinn machen. Um die Stadthalle ist vielleicht das grösste. Aber auch in Einkaufstrassen, Spitälern Schulen und andere Brennpunkte wie Ubahnstationen kann eine Kurzparkzone Sinn ergeben. Flächendeckende Zonen steuern aber nicht sondern gentrifizieren
- Planwirtschaftlich: Autokauf in der Stadt muss mit einem Parkplatz verbunden sein.
- Freiräumlich: Öffentlicher Parkraum sollte nicht besetzt werden
- Steuernd: Besteurung wird auch mit dem Nutzungsgrund verbunden. „Spassautos“ die nur rumstehen sollten sehr teuer sein. KFZ die Sinn haben sehr günstig
- Resignierend: einfach drauf pfeifen, und darauf hoffen das es den Autofahrern von selber zu blöd wird rumzukurven.
- Aufwandsneutraler: Statt teurer Überwachung die Steuerausfälle über andere Steuern hohlen. (Gewerbe, Vignetten, Steuern über die Versicherung einheben)
- OpenData Option: Bei der Parkraumüberwachung erziehlte Daten online zur Verfügung zu stellen und zu visualisieren kann eine lustige Sache sein. Sicherlich für gewisse Behörden im Detail begehrt, sollte man dennoch keinen öffentliche Falschparker Datenbank Pranger publizieren. Aber welcher Bezirk am meisten Geld erwirtschaftet hat ist ja schon lustig genug.
- Umwelorientiert: Alternative umweltschonende oder sogar freundliche Antriebe können über günstigere Parkgebühren forciert werden. Für Carsharing (speziell privates mit Fahrtenbuch) kann über Rückgabe von Parkgebühren massiv unterstützt und animiert werden.
- ÖPVN – Öffentlicher Personen Nah Verkehr Wenn man Nähe mit 5km – 10km annimt, ist eine Reise mit der U3 von Ottakring zum Gasometer eigentlich als ÖST Öffentlicher Stadt Transit zu sehen. Wehe dem der an der Endstation einer Ubahn noch einen Bus besteigen muss. Hier müsste dringend steuerlich etwas unternommen werden um diese kaum sinnvoll nutzbare zeit abzugelten.
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